Leitbild

Dieses Leitbild definiert das Ziel der Zusammenarbeit und der gemeinschaftlichen solidarischen Erzeugung von Lebensmitteln in der Solawi Havelknolle. Es dient der Solawi als Referenz und Richtschnur für Entscheidungen entsprechend unserer gemeinsamen Werte und Vorstellungen von nachhaltiger und gemeinschaftlicher Lebensmittelerzeugung.

Solidarität

Unsere Solawi handelt nach solidarischen Gesichtspunkten, sowohl innerhalb der Gruppe als auch gegenüber den Erzeuger:innen landwirtschaftlicher Produkte. Wir sind eine solidarische Gemeinschaft, die Aufgaben, Organisation, Entscheidungen und Finanzen gemeinsam trägt. Die Finanzierung erfolgt über jährliche anonyme Bieterunden. Wir möchten es allen Interessierten ermöglichen, Teil der Solawi zu werden. Sowohl finanzielle als auch ehrenamtliche Beiträge entsprechen den jeweils individuellen Möglichkeiten. Wir verteilen Aufgaben in der Gruppe und übernehmen persönlich und gemeinschaftlich Verantwortung.

Wir handeln solidarisch gegenüber den Erzeuger:innen, indem wir das Risiko für eventuelle Ernteausfälle gemeinsam tragen und garantieren, alle für uns produzierten Lebensmittel abzunehmen. Wir achten auf gute Arbeitsbedingungen (etwa in Bezug auf die Arbeitszeitbelastung) und eine faire Entlohnung für die Erzeuger:innen und ihre Angestellten und finanzieren die gesamte Produktion und Verteilung statt einzelner Produkte. Wir sichern über eine Vorfinanzierung jeweils die Kosten für eine Saison.

Wir arbeiten mit anderen Akteuren zusammen, die sich für Nachhaltigkeit in den Bereichen Landwirtschaft und Lebensmittel einsetzen. Es bedeutet unter anderem auch, dass wir nicht als Konkurrenz für andere Solawis und Biokistenanbieter in unserer Gegend antreten, sondern das geringe Angebot in Brandenburg an der Havel und Umgebung ausbauen und bereichern und gleichzeitig die Nachfragestärken wollen.

Landwirtschaft

Unsere Solawi steht für regional-saisonale, vielfältige und frische Lebensmittel in Bioqualität. Dabei orientieren wir uns an strengen Standards wie „Bioland“, und „Naturland“. Auf eine explizite Biozertifizierung können wir in Ausnahmefällen durch die Nähe, die Transparenz und das Vertrauen gegenüber unseren Erzeuger:innen verzichten.

Uns ist die Verwendung von biologischem, samenfestem Saatgut von testierten Erzeuger:innen (etwa Bingenheimersaatgut.de) wichtig. Wir legen Wert auf regionale Sortenvielfalt und wollen den Anbau alter Sorten langfristig verankern.

Wir gestalten die Anbauplanung ganzjährig gemäß unser aller Präferenzen und den Empfehlungen der Erzeuger:innen mit und bekommen durch Hofeinsätze Einblicke in die Produktion unserer Lebensmittel.

Nachhaltigkeit

Bei der Anbauplanung und der Produktion der Lebensmittel legen wir Wert auf einen Dialog zwischen den Mitgliedern der Solawi und den Erzeuger:innen. Dabei geht es uns neben der aktiven Unterstützung der Erzeuger:innen bei Hofeinsätzen gleichrangig ebenso um die gemeinsame Umsetzung ökologischer Werte, die dazu beitragen, die landwirtschaftliche Fläche ressourcenschonend zu nutzen. Eine schonende Bodenbearbeitung ist uns sehr wichtig. Dazu zählen der Aufbau einer tiefen, gesunden und wasserhaltenden Humusschicht sowie die Verbesserung der Bodenqualität durch Mulchen. Wir unterstützen Erzeuger:innen bei der Wahl bewährter Fruchtfolgen und befürworten die
Gründüngung durch Stickstoffsammler, wie z.B. Rotklee. Wir legen Wert darauf, dass anorganische Düngemittel sowie alle Insektizide, Herbizide und Fungizide vermieden werden. Wir unterstützen die Erzeuger:innen dabei, ressourcenschonende Methoden der Bewässerung zu nutzen (z. B. Tröpfchenschläuche statt Beregnung).

Wir setzen uns dafür ein, dass zwischen Beeten und Feldern neue Knicke mit Buschwerk entstehen. Damit beugen wir dem Austrocknen vor, schützen gegen Erosion und bieten Lebensraum für Vögel und andere Nützlinge zur natürlichen Schädlingsbekämpfung.

Wir legen Wert auf die Nähe zwischen Erzeuger:innen und Mitgliedern und achten auf kurze Wege. Wir geben Lebensmittelverschwendung keine Chance. Es gilt das Prinzip: Alles wird verwertet, keine Frucht wird aufgrund der Form oder des Aussehens aussortiert und entsorgt, auch die krummste Gurke findet bei uns ein schönes Zuhause.

Wir setzen uns generell für eine nachhaltige Wirtschaftsweise ein, auch bei Lagerung, Verpackung und Transport, Kommunikation, Werbung und Buchführung und Finanzen. Beispielsweise bemühen wir uns, Verpackungen zu vermeiden und überwiegend elektronische Medien zu nutzen. Wichtig sind uns auch grünes Hosting und die Nutzung von echtem Ökostrom. Bei Software bevorzugen wir OpenSource-Werkzeuge.

Gemeinschaft

Die Solawi ist basisdemokratisch organisiert. Entscheidungen werden sowohl im Plenum als auch in den Arbeitsgruppen unter Beachtung des Leitbilds und im Konsent getroffen. Sollte kein Konsent erzielt werden können, ist eine Entscheidung durch Systemisches Konsensieren möglich. Beteiligung und Mitbestimmung sind jederzeit möglich und auch ausdrücklich erwünscht. Die Art und Weise, wie Beschlüsse umgesetzt werden, obliegt den jeweils Verantwortlichen.

Unsere Gemeinschaft ist geprägt von Offenheit, Toleranz und Wertschätzung von Vielfalt und unterschiedlichen Lebensentwürfen. Rassistische und andere diskriminierende oder menschenverachtende Bestrebungen haben bei uns keinen Platz.

Wir ergänzen einander mit unseren Fähigkeiten und Kenntnissen und legen Wert auf eine Wissensallmende: den Erhalt, das Teilen und die Weitergabe von Erkenntnissen und Wissen. Wir setzen auf die Stärken und die Ideen aller Mitglieder zur Weiterentwicklung unserer Solawi.

Durch Hofeinsätze bei unseren Erzeuger:innen gewinnen wir einen neuen Bezug zur Natur, unserer Kulturlandschaft und unseren Lebensmitteln. Sie bieten außerdem eine gute Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen.

Zugehörigkeits- und Gemeinschaftsgefühl entstehen neben der Mitarbeit auf dem Acker auch in Arbeitsgruppen und nicht zuletzt bei der Organisation und Durchführung gemeinschaftlicher Veranstaltungen und Feste.

Gesellschaft

Mit der Solawi zeigen wir ein konkretes Beispiel für die Gestaltung einer nachhaltigen Lebensmittelversorgung in Brandenburg an der Havel und Umgebung auf.

Die Solawi ist mehr als eine wirtschaftliche Beziehung zwischen Erzeuger:innen und Mitgliedern. Neben Ökologie sind dabei auch der soziale Aspekt der Solidarität und die Gemeinschaft entscheidend. Es ist unser Ziel, das Interesse an der Solawi-Idee in der Bevölkerung zu wecken und ein Bewusstsein zu schaffen für die Auswirkungen unterschiedlicher landwirtschaftlicher Produktions-weisen in
Hinblick auf Klima, Natur und Umwelt und unser Zusammenleben.

Hierzu bieten wir vielfältige Mitmach-, Kennenlern- und Informationsangebote auch unabhängig von einer Mitgliedschaft in unserer Solawi. Ebenso freuen wir uns über Anregungen von Außenstehenden, die uns mit ihren Erfahrungen unterstützen möchten.

Besonders wichtig ist uns die Bildungsarbeit mit Kindern, damit sie einen Bezug zur Herkunft der Lebensmittel gewinnen und nachhaltige Landwirtschaft für sie erfahrbar wird. Hierzu streben wir Kooperationen mit Schulen und Kindergärten an, etwa in Form eines Solawi-Schulgartens oder von Besuchstagen bei unseren Erzeuger:innen.

Die Wertschätzung des ländlichen Raumes ist uns wichtig. Wir stehen für eine Stärkung von Gemeinschaften des ländlichen Raumes sowie der Verbindung zwischen der Stadt Brandenburg an der Havel und ihrem ländlichen Umland.